DIE NYMPHE: MNEMOSYNE:

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Premiere der Live-Performance am 3. Sep. 2022 in Mülheim/Ruhr

Audio-Visuelle Edition und Interpretation von Hölderlins nicht völkischem, sondern vaterländischem Gesang aller "fünf" Strophen

Um dem Sound, den geladene Gäste erwarten dürfen, einen Namen zu geben, so wäre dieser: psychedelic noise.

Zeichenstrophe

Doch die eigentliche Besonderheit der Vorstellung ist deren Setting, das zwei voneinander getrennten Räumen vorsieht. Den Saal, wo die Präsentation der Performance auditiv und in einem Winkel von 270° visuell wahrzunehmen ist, und der Bühne, wo die Signale abgenommen werden, die der simulierten Vorstellung zugleich als Wahrnehmung zugrunde liegen. Derart gebettet präsentieren Hölderlins Musen DIE NYMPHE: MNEMOSYNE:


Sein vaterländischer Gesang, der entgegen der traditionellen Rezeption des Fragments, das uns der Dichter auf vier Folio-Seiten hinterlassen hat, jedoch nicht aus 3 oder 4, sondern aus 5 Strophen besteht. Warum die Hölderlin-Forschung sich dieser Einsicht verweigert - selbst Roland-Jensen, der mit seiner Edition und Interpretation der Hymne, den wissenschaftlichen Diskurs über in doktrinäres Arbeiten innerhalb des akademischen Betriebes erst eröffnete, selbst von ihm kann "die Vierer-Guppe nicht in den Verlauf des Mnemosynetextes eingeordnet werden."

Diese 5. Strophe, die wir der Tradition Roland-Jensens folgend als Strickstrumpfe-Strophe bezeichnen, haben wir als 4. Strophe, zwischen die Frage-Strophe und Achilles-Strophe eingefügt. Die Zeichen-Strophe, die traditionell als nicht editierbar gilt und durch die Früchte-Strophe ersetzt wird, die sich auf derselben Folio-Seite befindet, wie die Strickstrumpf-Strophe, werden dieser nach ein andern vorangestellt. Zur Lösung des editorischen Konflikts besteht die Zeichen-Strophe hier als 1. Strophe aus einem Vorspiel und zwei Strophen. Damit wird der Öffentlichkeit quantitativ die größtmögliche Menge an Textmaterial zur Verfügung gestellt, die keine einfache Kopie des Originals wäre.

Weiterhin rätselhaft bleibt, wo sich Hölderlin die beiden Nächte befand, in denen seine Überführung aus der Bibliothek in Homburg ins Spital nach Tübingen andauerte? Wo seinerzeit selbst mit einer Kutsche für die Entfernung von 215 km nur 14 Stunden benötigen würden. Denn nachdem er von Uniformierten während der Ausübung seiner Tätigkeit aufgegriffen wurde, tauchte er erst 3 Tage später im Tübinger Hospital für Geisteskranke wieder auf, aus dem er nach einigen Wochen als unheilbar entlassen wurde.

Besucher und Gäste, die sich den Kopf mal wieder so richtig durchpusten lassen wollten - für gewisse Obertöne empfänglich und wissend, dass es dafür etwas mehr Zeit bedarf - fand hier einen Raum, zu dessen kostenfeien Zutritt sich diese gerne haben anmelden können.

Es liebet aber der Sämann
Zu sehen eine, die
des Tages schlafend über
Dem Strickstrumpf.
 

Zitiert aus: Die Nymphe. Mnemosyne. Fragmentarisch erhalten auf den Folio-Heftseiten
J18v sowie F90 und F92.


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