Der Rhein (nach dem gleichnamigen Gedicht von Friedrich Hölderlin)

 

Konzept – Rhein Motiv 1

„Ich weiß nicht, was … oder warum ist es am Rhein so schön“

Theaterpädagogisches Projekt mit Jugendlichen

Vor ca. 5 Jahren etablierte sich aus einem Bürger-Impuls zur (Wieder-)Belebung des Kulturbunkers in Köln-Mülheim ein damals sogenannter Eltern-Kinder-Treff, der sich inzwischen als eine regelmäßige Begegnung von Flüchtlingen mit Familie im Café des Hauses gestaltet. Diesen Impuls greift das Vorhaben auf, in dem jugendlichen Besuchern dieser Treffen ein Betätigungsfeld angeboten wird, wo mittels theaterpädagogischer Arbeit ästhetische Erfahrung vermittelt und kultureller Austausch angeregt werden soll. Durch diese Projekt vollzieht sich am Haus als soziokulturelles Zentrum eine interkulturelle Öffnung.

Diese Öffnung setzt sich fort in der Akquisition weiterer Interessierter im Stadtbezirk. So soll hier das Vorhaben noch vor den Sommerferien beworben werden, um im Anschluss daran mit einer Gruppe von ca. 15 Jugendlichen im Alter von 13 bis 21 Jahre theaterpädagogisch zu arbeiten. Aus einer solchen Gruppe könnte sich am Haus ein Art Theater-Club für Jugendliche entwickeln.

Eines der soziokulturellen Themen unserer Zeit könnte als „Flucht 3.0“ bezeichnet werden. Nach dem Ereignis der Flucht und dem Ankommen, heißt es nun, wie sich in der fremden neuen Heimat von anderen und der unbestimmt eigenen einzurichten ist, bzw. die kulturellen Werte des vor Ort Heimischen infrage zu stellen. In diesem Sinne ist die Wahl des Themas zu verstehen. Das Rhein-Motiv ist hier ebenso konkret wie vielseitig. Bereits vor der Romantik, z.B. bei Hölderlin, dann aber verstärkt mit Heine ranken sich um den Fluss noch zahlreiche andere Produktionen des Heimischen, angefangen bei Ostermann bis hin zu Wagner. In der performativen Auseinandersetzung mit solchen literarischen Vorlagen gestaltet ästhetische Erfahrung kulturellen Austausch ohne moralische Bewertung.

Bei der Vermittlung des Themas bedient sich das Vorhaben methodisch Verfahrensweisen, die in der qualitativen Wirkungsforschung begründet sind. In Analogie zu einem tiefenpsychologischen Gruppeninterview werden am Anfang die Jugendlichen zu ihrem >Hör-Erlebnis des Rhein-Motivs< befragt, welches ihnen zuvor auditiv präsentiert wurde. Solche Erlebnisse können den narrativen Kern einer späteren Aufführung zum Abschluss entscheiden und bieten zu Beginn eine erste Orientierung, wie das Thema im Weiteren zu verhandeln ist.

Sicherlich eröffnet gerade das Phänomen der reichlich vorhandenen Liedern zum Rhein-Motiv (auch über den Gesang) der theaterpädagogischen Arbeit ein weites Betätigungsfeld. Hier ist sowohl stimmliches Training, wie Interpretation und kreativer Ausdruck angezeigt. Da die performative Auseinandersetzung mit thematisierten Vorlagen im darstellenden Spiel erst im Medium des Moments selbst in Erscheinung tritt, lassen sich an dieser Stelle zwar keine konkreten Aussagen über die inszenierte Gestalt einer abschließenden Aufführung machen, doch spielt eine solche Aufführung für die Vermittlung von ästhetischer Erfahrung als theaterpädagogisches Ziel insgesamt auch eher eine untergeordnete Rolle. Weit bedeutender ist, dass der Prozess den beteiligten Jugendlichen gestattet, ihre eigene Stimme zu entwickeln, diese einzubringen und vielleicht auch anregt, diese in der Öffentlichkeit zu vertreten.

Der Beitrag, den das Vorhaben zu seiner Reproduzierbarkeit leistet, ist methodisch begründet, und kann in der medialen Öffentlichkeit als Ausdruck von Jugendlichen zum Rhein-Motiv diskutiert werden. Seine Wiederholbarkeit wird audiovisuell festgehalten und schriftlich dokumentiert.

Konzept – Rhein Motiv 2

Arbeitsprogramm (Selbstdarstellung)

Der Verein Hafen Akademie Köln Mülheim e.V. gründet sich aus der Motivation heraus, aktiv an der Gestaltung des aufstrebenden Stadtteils Köln-Mülheim mitzuwirken und ihn als einen bunten, lebendigen, vielfältigen und kreativen Ort weiter zu etablieren. Einen Ort der Begegnung und des Austausches zwischen Menschen des Stadtteils und weit darüber hinaus, unabhängig ihrer Herkunft, religiösen Zugehörigkeit, Geschlecht, Alter, sexuellen Orientierung oder sozialen Schicht.

Durch die Bündelung von verschiedenen Programmen und niedrigschwelligen Angeboten unter einem Dach, die enge Zusammenarbeit mit BürgerInnen-nahen Initiativen und Vereinen sowie einem solidarischen Finanzierungsprinzip wollen wir insbesondere den Zugang für StadtteilbewohnerInnen in schwierigen und benachteiligten Lebenssituationen erleichtern. Mülheim ist bunt und vielfältig, wir möchten diese Entwicklung positiv bestärken und ein Hafen sein für alle Menschen.

Informationen über bisherige Arbeiten und Projekte

Im Frühjahr 2018 haben wir unsere Vereinstätigkeit erstmals aufgenommen. Seit dem wurden von uns zahlreiche Veranstaltungen begleitet und durchgeführt. Im Rahmen von kulturellen und sozialen Projekten, Angeboten, Veranstaltungen und Workshops wollen wir weiterhin einen Raum für Gemeinschaft, Teilhabe, Kommunikation und Kreativität schaffen und damit positiv zur sozialen und kulturellen Identität des Stadtteils beitragen.

Beschreibung und Begründung des Vorhabens (Projektbeschreibung)

Das Jugendalter ist als Übergang von der Kindheit in die Welt der Erwachsenen eine Phase voll kritischer Momente, die entscheidend in die individuelle Entwicklung des Einzelnen eingreifen können. Durch Anwendung theaterpädagogischen Methoden ist es möglich, Jugendlichen solche Entscheidungsprozesse aufzuzeigen und diese im darstellenden Spiel auszudrücken. Das Rhein-Motiv als Thema des Projekts wird nicht nur inhaltlich begriffen, sondern auch performativ vorgestellt, d.h. als Sinnbild für einen fließenden Übergang.

Unter dem Arbeitstitel „Ich weiß nicht was...“ wurde die Idee des Vorhabens an dieser Stelle bereits zur Anschauung gebracht. Dieses Vorhaben, damals noch unter der Trägerschaft des Kulturbunkers beantragt, wurde 2018 nicht abgelehnt. Auch wenn der Kontakt zu dieser Einrichtung jetzt nicht mehr unmittelbar gewährleistet ist, nicht aus denAugen geraten ist eine der damalige Begründung, die Aufnahme eines Impulses vom dortige, sogenannten, Flüchtlingscafé. Dieser Idee, über das Rhein-Motive eine kulturelle Annäherung von Menschen zu ermöglichen, konnte durch die neue Trägerschaft durch die © 2018 - theater24 theater24 c/o Karsten Schönwald M.A. Kemperbchstr. 19 51069 Köln Tel. 0221-7590606 Fax 0221-7590676 Email: k.schoenwald@theater24.net Web: www.theater24.net Hafenakademie sogar noch – im wahrsten Sinne des Wortes – nähergerückt werden, da sich deren Standort tatsächlich vis-a-vis des gleichnamigen Flusses befindet. In Absprache mit WIKU Köln-Mülheim e.V. als Multiplikator des Vorhabens bleibt der Kontakt zur ursprünglichen Zielgruppe weiter bestehen. Durch diese Kooperation erweitert sich das Spektrum auch auf nicht unmittelbar Betroffene.

Zur Aufführung gebracht werden soll eine theaterpädagogische Arbeit mit Jugendlichen, die sich Anhand des Rhein-Motivs mit verschiedenen Vorstellung von Deutschland kulturell beschäftigen. Im Zentrum dieser performativen Auseinandersetzung mit dem Thema steht Hölderlins Hymne >Der Rhein<. Mit dieser Vorgabe einher geht aber auch weitere Literatur von Heine bis Heidegger, über die Nibelungen von Wagner bis Ostermann. Durch diese Texte werden die Jugendlichen angeregt sich im darstellenden Spiel mit dem „Deutschen“ im sprachlichen wie inhaltlichen Sinne kritisch zu verständigen. Welche künstlerische Gestalt auch immer im Ergebnis zur Wirkung kommt, ob szenische Lesung, reine Rezitation oder Liederabend mit Rap-Gesang, die Teilnehmenden haben damit das Rhein-Motiv bühnensprachlich umgesetzt.

Durch den Kontakt zu WIKU werden sowohl die Flüchtlinge selber als auch dort im Umfeld persönlich Interessierte angesprochenen. Im Hinblick auf die Region Mülheim als Einzugsgebiet zugleich Wohnort der potentiellen Zielgruppe sind hier verstärkt Jugendliche mit Migrationshintergrund anzutreffen. Gemäß aktueller Statistiken darf also davon ausgegangen werden, dass im sprachlichen Defizit eine Form von sozialer Benachteiligung begründet ist. Diesem soll hier als Ausgleich eine theaterpädagogische Beschäftigung angeboten werden, indem über das Rheinmotiv beispielhaft eröffnet wird, wie sich kulturelle Annäherung kreativ gestalten lässt.

Neben der literarischen Vorlage nicht außer Acht zu lassen sind gegenwärtige Aspekte, wie Ökologie und Festcharakter, Hochwasser und Heimeligkeit. Das Vorhaben ist offen gegenüber Einsichten, die durch die beteiligten Jugendlichen selber heran getragen werden. Die theaterpädagogische Arbeit fokussiert ihre Aufmerksamkeit auf die Vermittlung von ästhetischen Erfahrungen.

Man darf also auf den Funkenflug gespannt sein, wenn nach einführenden Übungen mittels theaterpädagogischen Methoden im darstellende Spiel unmittelbares UnVerständnis sich bühnensprachlich ausdrückt, mittelbar gewiss wird und als Gewissen Wissen zeitigt. Vor allem Angesichts dessen, dass die Übungen zum Teil aus Hölderlins theoretischen Schriften theaterpädagogische aufbereitet wurden.

Das Vorhaben wird dokumentiert indem eine Sammlung angelegt wird, die sowohl Pressetexte wie Rezensionen, weitere Printmedien enthält, der eine digitale Aufzeichnung per DVD beigefügt ist und eine abschließende Schlussbeachtung beinhaltet. Inwiefern sprachliche Defizite tatsächlich ausgeglichen wurden, lässt sich an dieser Stelle noch nicht beurteilen. Ein Gesichtspunkt der Beurteilung wird sein, ob Hölderlins Wechsel der Töne sich für die Theaterpädagogik eignet?