POLAROID

Jan Dittgen und Andreas Gründel

POLAROID ist ein psychedelisches Theaterstück. Seine Lektüre hinterlässt eine Stimmung, die der aus der Musik kommenden Begriff Sodade wohl noch am ehesten zum Ausdruck bringt. Sodade bezeichnet eine Stimmung voll Hoffnung auf verloren gegangenes Glück, ohne dabei der Schwermut mehr Raum als der Freude zuzugestehen. Es ist eine Stimmung, die sich manchmal beim Blick in ein behagliches Feuer oder bei der Beobachtung von bewegtem Wasser am Ufer eines Flusses sitzend einstellen mag.

POLAROID ist ein Stück episches Dokumentationstheater, wobei die Handlung auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen abläuft. Zum einen handeln die Szenen von Ereignissen aus Jahr 1981, zum anderen sind die Szenen Geschehnisse aus dem Jahr 2008. D.h., eine Figur ist ihr Leben lang auf der Suche nach einer Identität, mit der sie sich wohlfühlen kann, hilflos läuft sie sich selbst hinterher. Die andere Figur wird in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit gezwungen, ihre bisher scheinbar felsenfeste Identität und glatten Konturen zu hinterfragen und erstmals ernsthaft zu reflektieren. Im Laufe des Stückes überlagern sich diese Ebenen mehr und mehr. Aus einer historischen Dokumentation wird so ein Dokument von Zeit.

POLAROID ist ein hyper-realistisches Kammerspiel. Vergleichbar mit einem Doppelsternsystem bilden zwei Figuren, die – sozusagen – jeweils eine der Zeitebene repräsentieren, das Zentrum des Stückes. Was auf der einen Seite wie eine naturalistische Familienchronik anmutet, erscheint andererseits als Dekonstruktion des Subjekts.

POLAROID beschäftigt sich mit der Frage nach dem Wesen von Identität. Gibt es überhaupt eine klare Identität? Oder setzen wir uns nicht vielmehr aus verschiedenen Bildern zusammen, spielen wir nicht in verschiedenen Situationen auch verschiedene Rollen? Wodurch unterscheidet sich das Bild, das wir von uns selbst haben, von den Bildern, die andere von uns haben? Und was, wenn davon nicht mehr bleibt als ein Foto

 

Jan Dittgen ist seit 2004 an den Produktionen des nö-theaters Köln als Schauspieler, Produzent oder Regisseur beteiligt. Er ist Gründungsmitglied des neo e.V., eines gemeinnützigen Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur, der seit seiner Gründung im Jahr 2008 die Produktionen des nö-theaters Köln fördert und unterstützt. Andreas Gründel arbeitete nach seinem Studium der Literatur- und Theaterwissenschaft in Berlin als Regieassistent in den Bereichen Schauspiel und Musiktheater. Derzeit ist er tätig als freiberuflicher Übersetzer und als Dramaturg für Musiktheater am Staatstheater Wiesbaden. Mit POLAROID haben beide ihr Debüt als Autoren.

Besetzung / Team

Veronika Janssen / Renate Heymann Isabel Hemming
Alexander Fritsch („Alex“) Christian Stock
Ingrid Fritsch (Mutter von Alexander und Kathrin); Sophie Schmid
Peter Fritsch (Vater von Alexander und Kathrin) Heinz Welper
Kathrin Fritsch (Schwester von Alex); Doris (Freundin von Ingrid) Elina Kalaycioglu
Stefanie (Partnerin von Alex); Beate (Mitglied einer Kirchengemeinde Yuri B. Anderson
Rainer, Mitglied einer Kirchengemeinde; Christian (Kumpel von Alex);
Fotograf;
früherer Nachbar der Fritschs
Martin Benick
Inszenierung Karsten Schönwald
Regieassistenz Yuri B. Anderson